Seit der Antike gibt es Dokumente von Historikern, Chronisten und Dichtern, die über die Lebensstile der Kallaiker, den ersten Siedlern unseres Landes, berichten. Die kulturelle Identität des heutigen Galiciens basiert auf diesen ersten bekannten Kulturen, die eine führende Rolle in der Vorgeschichte im Nordosten der Iberischen Halbinsel spielten. Die Megalithdenkmäler und Siedlungen, aus denen in der den Historikern noch immer Rätsel aufgebende Eisenzeit die Entwicklung der Castrokultur entstammte, sind auch heute noch Teil unserer Landschaft.
Ab dem 2. Jahrhundert n. Chr. war es die römische Herrschaft, die nach und nach den Beginn einer neuen Etappe begründete, aus der zahlreiche Überreste erhalten geblieben sind. Während der Romanisierung entstanden in Galicien komplexe Tiefbauarbeiten und Infrastrukturen wie Straßen, Leuchttürme und Verteidigungseinrichtungen, die Teil unseres erhaltenen Kulturerbes sind wie die Stadtmauer von Lugo, die Nutzung des Flusswassers sowie die neuen Arten der Landwirtschaftsnutzung und des Bergbaus. Darüber hinaus wurde die Grundlage der galicischen Sprache geschaffen, die Wörter der alten Siedler beibehalten hat.
Mit Beginn der Mittelalters fanden in der galicischen Kultur eine Reihe an bedeutenden Ereignissen statt. Die Entdeckung der Grabstätte des Apostels Jakobus (spanisch Santiago) im 9. Jahrhundert setzte durch die Pilgerungen zur Hauptstadt Santiago de Compostela, die mit Erzbischof Gelmírez zum Wallfahrtszentrum Europas wurde, einen kulturellen Austausch in Gang. Auf diesen Routen wurden wissenschaftliche Kenntnisse und der romanische Stil verbreitet, der die künstlerische Produktion dieser Zeit prägte. Auch in literarischer und sprachlicher Hinsicht hatte die galicische Kultur mit den lyrischen Kreationen von Autoren wie Airas Nunez, Mendiño, Martín Códax oder Alfons X. der Weise ihr erstes goldenes Zeitalter im Mittelalter.
Diese mannigfaltige Produktion und der hohe Respekt von Literatur und Sprache geriet in den Hintergrund als mit Beginn des 15. Jahrhundert der galicische Adel an Einfluss verlor und im 16. Jahrhundert zahlreiche Klosterschulen geschlossen wurden. Die mündliche Überlieferung und die volkstümliche Kultur erhielten ihre Vielfältigkeit während der nachfolgenden Jahrhunderte aufrecht. Angesichts der Knappheit an literarischen und wissenschaftlichen Texten während der Renaissance stand in Galicien die künstlerische Kreation in Bereichen wie Architektur und Musik denen anderer Regionen der Iberischen Halbinsel in nichts nach. Im 16. Jahrhundert wurde auch die Universität von Santiago de Compostela gegründet. Im 17. Jahrhundert erfuhren die Klosterschulen mit Gelehrten wie dem Bruder Martín Sarmiento oder dem Vater Feijoo einen bedeutenden geistigen Aufschwung. Während dieser Zeit fand eine künstlerische Explosion im Bereich der Plastik und der Architektur im Barockstil statt, der sich mit Meistern wie Domingos de Andrade oder Casas Novoa sowohl in den Städten als auch in den Dörfern ausbreitete.
Trotz der demographischen Krise und der massiven Migrationsbewegungen sowohl in Richtung Zentrum und Süden der Iberischen Halbinsel als auch in Richtung Lateinamerika ging Galicien im 19. Jahrhundert in das Zeitalter der Romantik über und die galicische Literatur lebte mit Autoren wie Rosalía de Castro, Curros Enríquez und Eduardo Pondal erneut auf, deren Werke sich auf Länder und Generationen ausbreiteten und in Galicien großen Einfluss auf spätere Werke hatte. In ihren Versen stützten sie sich oft auf exzellente Komponisten wie Xoán Montes, Chané oder Pascual Vega.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die galicische Kultur durch den Galicismus (Bewegung zur Erhaltung der Geschichte und Kultur Galiciens) bestärkt. 1936 wurden diese Aktionen durch den Staatsstreich gestoppt, was der galicischen Kultur während der vierzig Jahre lang andauernden Franco-Diktatur eine schwere Zeit bescherte. Bereits 1949 setzte sich eine neue literarische Generation durch und 1960 wurden kulturelle Initiativen kleiner Gruppen sichtbar, die neue Angebote in Musik, Theater etc. aufkommen ließen.
Im Zuge der Demokratie (1978) und des damit einhergehenden Autonomiestatuts Galiciens (1981) verstärkte sich die kulturelle Schöpfung und es entstand vor allem im audiovisuellen und musikalischen Bereich sowie im Verlagswesen ein professionelles Unternehmensgeflecht mit internationaler Ausrichtung.